Hilfe für mich selbst
Die Begleitung von Menschen in Lebenskrisen ist keine einfache Aufgabe. Besonders anspruchsvoll wird sie, wenn das Thema Suizid im Raum steht, denn dann geht es unter Umständen um Leben und Tod. Die Begleitung von Menschen in suizidalen Krisen ist auch für Fachleute eine grosse Herausforderung. Zwei Dinge sind darum wichtig: Sie sollten sich Unterstützung holen für die Begleitung des Menschen in der Krise und Sie müssen auf Ihre eigene Befindlichkeit achten.
Spannen Sie ein Helfernetz
Wenn Sie sich als Helfer oder Helferin alleine und überfordert fühlen, kann es hilfreich sein, den Aufbau eines Helfernetzes anzuregen. Sie können der Person in der Krise sagen, dass es Sie entlasten würde, wenn Sie wüssten, wer ihre weiteren Vertrauenspersonen und/oder auch ihre behandelnden Fachpersonen (Arzt, Psychotherapeut, ...) sind. Und dass es gut wäre, wenn Sie sich mit diesen austauschen könnten. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, dass es ihr/ihm zusätzliche Sicherheit geben würde, mehrere Ansprechpersonen zu haben, weil es dann eher jemanden erreichen würde, wenn die Krise sich verschlimmerte. Sie sollten wenn immer möglich mit der betroffenen Person absprechen, mit wem Sie was besprechen, damit die Person nicht den Eindruck gewinnt, dass Sie «hinter ihrem Rücken» über sie sprechen. Lassen Sie sich aber kein Schweigegelübte abnehmen. Sagen Sie der Person mit Suizidabsichten, dass Sie sich an andere wenden werden, wenn Sie das Gefühl haben, die Suizidgefahr sei sehr gross.
Lassen Sie sich beraten
Wenn Sie Rat brauchen, wie Sie mit dem Menschen mit Suizidabsichten umgehen sollen, wenden Sie sich am besten an eine Fachperson. Diese untersteht der Schweigepflicht und kann Sie kompetenter beraten als jemand aus Ihrem privaten Umfeld. Die meisten Stellen, die Menschen in der Krise beraten, helfen auch Angehörigen und Freunden. Adressen finden Sie hier.
Achten Sie darauf, dass Sie nicht selbst in eine Krise stürzen
Es ist normal, dass Freunde und Angehörige in der Begleitung von Menschen mit Suizidgedanken schnell an Grenzen stossen. Nicht selten kommt es vor, dass sie selbst in eine Krise stürzen. Es ist wichtig zu wissen, dass Sie nicht verantwortlich sind für die Problemlösung und das Leben Ihres Gegenübers. Sie können jemanden höchstens darin unterstützen, für sich eine Lösung zu finden. Dies geht aber nur, solange es Ihnen selbst einigermassen gut geht. Darum ist es notwendig, dass Sie gut auf sich hören und Ihre eigenen Gefühle wahrnehmen, zulassen und ernst nehmen.
Warnzeichen bei sich selbst beachten
Wenn folgende Beschwerden neu auftauchen oder zunehmen, könnte dies ein Zeichen sein, dass Sie an Ihre Grenzen stossen:
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Ständige Müdigkeit und Energiemangel
- Reizbarkeit
- Schwierigkeiten, Entscheide zu treffen
- Konstante Niedergeschlagenheit
- Gedanken, die immer um das gleiche Problem kreisen
- Unruhe und Angstzustände
- Appetitlosigkeit
- Diffuse körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen
- Lustlosigkeit
Beratung nutzen
Warten Sie nicht zu lange, wenn Sie oben genannte Warnzeichen bei sich wahrnehmen. Als erster Schritt hilft vielleicht ein Gespräch mit einer Ihrer eigenen Vertrauenspersonen. Achten Sie darauf, von sich zu sprechen und nicht über die Probleme der Person, um die Sie sich sorgen. Es geht um Ihre Befindlichkeit und darum, dass Sie selbst Unterstützung brauchen. Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, wenn sich Ihr Befinden durch solche Unterstützung nicht wesentlich bessert. Je länger man nämlich in einer Überlastung ausharrt, umso grösser ist die Gefahr, dass man selbst erkrankt. Adressen finden Sie hier.