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Das Gespräch suchen

Seine Gedanken und Gefühle mit einer Vertrauensperson auszutauschen, ist wichtig. Für diesen Austausch kommen Freunde, Familienangehörige oder andere vertraute Menschen in Frage. Oder Sie sprechen vielleicht lieber mit einer Person, die nicht zu Ihrem nächsten Umfeld gehört, sei es im Rahmen einer persönlichen Beratung oder Therapie bei einer Fachperson oder in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Hinterbliebenen.

Sprachlosigkeit überwinden: Das Geschehene offen ansprechen

Die Themen Tod und Suizid sind in unserer Gesellschaft immer noch stark tabuisiert. Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten, offen über den Tod zu sprechen. Es ist normal, wenn es Ihnen nicht leicht fällt, mit anderen über das Geschehene zu reden und die Flut von Gefühlen und Gedanken, die der Suizid ausgelöst hat, in Worte zu fassen. Oft sind sich Hinterbliebene auch unsicher, ob sie ihrem Umfeld mitteilen sollen, dass der/die Verstorbene sich das Leben genommen hat. Vertrauen ist Voraussetzung für ein Gespräch über das Geschehene. Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl, wem Sie sich anvertrauen möchten. Echte Anteilnahme der zuhörenden Person ist hilfreich, reine Neugierde kann verletzen. Lassen Sie sich von den Tabus möglichst nicht hindern. Je offener und selbstverständlicher Sie über das Geschehene und Ihre Gefühle und Gedanken sprechen, umso besser gelingt es anderen Menschen, auf eine gute Art und Weise zu reagieren und Sie hilfreich zu unterstützen.

Gehen Ihnen Personen, die Sie kennen aus dem Weg, tun sie das in der Regel aus einem Gefühl der Hilflosigkeit und nicht, weil sie schlecht über Sie denken. Ein Suizid hat immer viele verschiedene Ursachen. Niemals sind Hinterbliebene schuld am Suizid eines nahe stehenden Menschen.

Wenn Menschen unverständlich oder verletzend reagieren

Das Thema Suizid ist tabuisiert. Unsicherheit und Hilflosigkeit können zu Verhalten und Bemerkungen führen, die für die Hinterbliebenen unverständlich und verletzend sind:

  • Hinterbliebene berichten, dass sie sich nach dem Suizid zuerst mit einer Mauer aus Schweigen konfrontiert sahen. Dass Menschen, die man für Vertraute hielt, sich nicht mehr meldeten oder die Strassenseite wechselten, um einer Begegnung aus dem Weg zu gehen.
  • Hinterbliebene bekommen gut gemeinte, aber nicht immer hilfreich Ratschläge und Kommentare wie: «Sei doch froh, jetzt leidet er wenigstens nicht mehr.» «Was für eine Mutter kann ihre Kinder so im Stich lassen?» «Hör endlich auf an ihn zu denken, das ist jetzt doch schon über ein Jahr her!»
  • Hinterbliebene berichten, dass sie als Angehörige mit dem Suizid identifiziert werden. Je nach dem, wie der Suizid bewertet wird, wird man auch als Angehörige/r be- oder sogar verurteilt. Dazu können (un)ausgesprochene Schuldzuweisungen oder Schuldvermutungen gehören.

Diese Verhaltensweisen und Äusserungen können sehr verletzen. Auch wenn es schwer fällt, hilft es, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und nachsichtig mit diesen Menschen zu sein. Dieses Verhalten und diese Kommentare haben meistens damit zu tun, dass die Person mit der Situation überfordert ist. Manchmal wühlt ein Suizid ganz private Dinge aus der Lebens- oder Trauergeschichte der entsprechenden Person auf, und es sind diese privaten, von aussen nicht sichtbaren Dinge, die einen Austausch blockieren und das komische Verhalten erklären. Bei manchen Menschen braucht es Zeit, bis sie sich auf ein Gespräch einlassen können. Es kann aber auch sein, dass man sich andere Personen suchen muss, die weniger Schwierigkeiten mit der Thematik haben.

Wenn Vertrauenspersonen mit der Zeit scheinbar nicht mehr zuhören

Hinterbliebene berichten, dass vertraute Menschen nach einer gewissen Zeit nicht mehr zuhören oder über den Suizid sprechen mochte. Für sie ist das Thema meist schneller abgeschlossen als für die nächsten Angehörigen. Das könnte ein guter Zeitpunkt sein, sich einer geführten Selbsthilfegruppe anzuschliessen (Links finden Sie hier). Die Teilnehmenden von solchen Selbsthilfegruppen wissen genau, wovon Sie reden, weil sie Ähnliches durchgemacht haben. Man kann sich gegenseitig Strategien vermitteln und Dinge durchgehen, welche mit anderen Personen schwieriger anzusprechen sind.

Es gibt auch Foren, in welche sich Hinterbliebene online austauschen können (z.B. www.verein-refugium.ch oder www.agus-selbsthilfe.de). In diesen Foren findet man oftmals zu jeder Tages und Nachtzeit die Möglichkeit für einen Austausch.

Wie spricht man mit Kindern und Jugendlichen über Suizid?

Bei Kindern stellt sich die Frage besonders, was man ihnen über Suizid erzählen soll. Es ist es gut, bei der Wahrheit zu bleiben. Wenn man anfänglich zu Notlügen greift, kann das später zu Vertrauensverlust führen. Details sind meistens nicht notwendig. Am besten versucht man entlang der Fragen der Kinder das Geschehene und die Gründe dafür zu thematisieren. So kann man sicherstellen, dass man nicht über das Verständnis des Kindes hinaus geht und es überfordert. Die Broschüre «Den Kindern helfen. Wie Sie Kinder nach einem Suizid unterstützen können» (PDF) für Eltern und andere Betreuungspersonen (Hrsg.: Forum für Suizidprävention und Suizidforschung Zürich & Ipsilon) vermittelt weitere Tipps.

Wichtig ist es, dem Kind Zeit und Raum zu geben, um seine Fragen zu stellen und seine Empfindungen mitzuteilen. Es kann helfen, auch andere Ausdrucksformen als die Sprache zur Verfügung zu stellen: Farben, Ton, Bastelmaterialien. So kann das Kind seinen Empfindungen Ausdruck verleihen und eine Sprache finden, wo es mit Worten vielleicht überfordert ist. Ausserdem bieten die so entstandenen Dinge einen guten Anlass zum Gespräch.

Bei Jugendlichen gilt das Gleiche wie bei Kindern. Hinzu kommt aber, dass Jugendliche bewegende Ereignisse manchmal lieber mit Gleichaltrigen besprechen oder mit Personen, die nicht direkt zur Familie gehören. Man kann sie unterstützen und ermutigen, sich Gesprächspartner zu suchen. Den Jugendlichen ist die Trauer vielleicht weniger gut anzumerken als Kindern, weil sie sich weniger äussern. Der Rückhalt der Familie ist aber auch für sie enorm wichtig.

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